Löbtauer Geschichtsblättchen Online: Von Türen und Häusern

Löbtauer Geschichtsblättchen Online herausgegeben von der Arbeitsgruppe Löbtauer Geschichte aus Anlass des 950. Stadtteiljubiläums 2018 

Februarausgabe 

Autorin: Marlis Goethe 

Von Türen und Häusern: Unterwegs in den heutigen Straßen von Löbtau mit überraschenden Ansichten. 

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Wir beginnen in Altlöbtau. Hier liegen heute Historisches, Zerfallenes, gut Rekonstruiertes, unpassende Lückenbebauung sowie eine moderne Wohnanlage rund um den ehema- ligen Dorfplatz nebeneinander. Dieser Platz ist eine grüne Insel mit Bänken und zwei Spielbereichen. Auf der nördlichen Seite sind teils noch die typischen Giebelhäuser der ehemaligen Bauernhöfe zu erkennen. Die Hausnummern 4 und 18 sind wegen der großen Tore besonders bemerkenswert.

Unser Weg führt die Lübecker Straße hoch zum Lerchenberg auf 132 m über dem Meeresspiegel. Dort angekommen, haben wir einen sehr schönen Blick in Richtung Friedrichstadt und Stadtzentrum. Diesen strategischen Punkt kannten 1759 bis 1763 und 1809 schon die Österreicher und später auch Napoleon. Ostra-Vorwerk, die Elbe und das Weißeritzufer mit der damaligen wichtigen Steinbrücke hatte man so militärisch unter Kontrolle. Die hier um 1900 entstandenen Häuser verraten viel Individualität. Am Lerchenberg 23 gibt es z.B. in jeder Etage verschiedene Fensterformen. Das Eckhaus Lerchenberg 25 war das ehemalige Restaurant „Am Lerchenberg“, gleich am Eckeingang ist das Angebot noch heute lesbar. Also einfach mal schauen. 

Am Anfang der Braunsdorfer Straße erzählen Fresken an zwei moderneren Mehrfamilienhäusern von Fürsorge, Hilfsbereitschaft sowie Fleiß, Ordnung und Arbeitseifer.

An der nächsten Straßenkreuzung, so wie auch an anderen ähnlichen Orten in Löbtau, erkennen wir leider, dass die ehemals typische Eckbebauung mit kleinen Ladengeschäften und „Dachkronen“ schon verändert wurde. Wenn wir jetzt die Burgkstraße abwärts nach Altlöbtau und danach wieder auf der anderen Seite zurücklaufen, sehen wir, dass keine der Haustüren der anderen gleicht. Größe, Schmuck in Holz und Stein, Farbe – Jede ist anders.

In der Braunsdorfer Straße ist die Hausnummer 13 bemerkenswert. Es handelt sich dabei um das Luisenhaus. Ein sehr repräsentativer Bau von 1898. Damals Altersheim und Damenstift, nach 1945 Verwaltungsgebäude, dann lange Zeit Poliklinik, ab den 1990iger Jahren Ärztehaus und Rettungswache und schließlich Gesundheitsamt. Über dem Eingangsbereich ist übrigens das Löbtauer Gemeindesiegel erkennbar.

Wir queren nun die Rudolf-Renner-Straße und sehen sehr beindruckende große und mit viel Dekor gestaltete Häuser der damaligen Friedrich-August-Straße, später Kronprinzenstraße. Das Eckgebäude mit der Hausmummer 34 fällt dabei mit großem Blumendekor, Balkonen und Monogramm auf. 

Rund um den heutigen Conertplatz gibt es sehr schöne, wieder sehr verschieden gestaltete eintürige Hauseingänge. In den 1980iger Jahren wurde die Bebauung durch DDR- 

Anbauten und 2009 auf dem ehemaligen Tennisplatz mit dem als „Court Conert“ bezeichneten Gebäudekomplex, bestehend aus Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie einem Generationenwohnhaus, ergänzt. Der Conertplatz selbst wurde 1993 neu gestaltet.

Im folgenden Gebiet Löbtaus gibt es viel Hausfarbe. Das grüne Eckhaus in der Malterstraße 22 zeigt einen versteckten, interessanten Eingangsbereich, grünen Holzbalkone, und besondere Dekore an der Hauswand und bei der Gestaltung des Dachsimses.

In der nächsten Querstraße – der Emil-Ueberall-Straße – gibt es sehr schöne Beispiele für die Löbtau prägenden alten und auch neueren Kaffeemühlen-Häuser. Auch die Gestaltung der Häuser an der Kreuzung Malterstraße mit „Läden“ und Dach-Ecktürmen sind wieder typisch.

In der Stollestraße, schräg gegenüber, sehen wir einen auffallend großen Schulbau. Er wurde bereits 1902 von der der Gemeinde Löbtau gebaut. Deshalb ziert auch hier das damalige Gemeindesiegel – Herz mit drei Blumen – noch heute den oberen Teil der schweren Holztür mit dem ehemaligen Jungen-Eingang in der Stollestraße und dem früheren Mädchen-Eingang in der Emil-Ueberall-Straße.

Schließlich müssen wir bei unserem Rundgang die Kesselsdorfer Straße überqueren. Im Bereich der Gohliser- und Wernerstraße verrät die noch historische Häuserzeile mit der in diesem Jahr seit 110 Jahre bestehenden „Konditorei Müller“ etwas von der ehemaligen Pracht-und Einkaufsstraße. 

In Löbtau-Süd sind besonders der Schillingplatz und Bonhoefferplatz bezüglich ihrer Gestaltung und der sehr geschlossenen Bebauung mit viergeschossigen Wohn-und Geschäftshäusern beeindruckend. Auffallend ist das Wechselspiel von meist rotem Klinker mit Sandstein, Dekor an Wänden und Dach, sowie der Fenstereinfassung. Die Häuser sind so sehr prächtig und die Türen erscheinen größer.

Sehr beliebt ist der 1994 neugestaltete ca 2,4 Hektar große Bonhoeffer-Platz. Eine wirk- lich schöne grüne Insel, obwohl er ja eigentlich von der Reisewitzer Straße zerschnitten wird. Ein paar Schritte weiter gelangen wir zum ehemaligen Volksbad. 1902 als Wannen- und Brause- bad zur Körpererziehung und als Reinigungsbad errichtet wurde es bis Mitte der 90iger Jahre genutzt. Danach immer mehr verfallen, wie neben an auch die ehemalige Maschinenfabrik Simon. Diese unansehnliche Brache wurde im Rahmen des städtebaulichen Sanierungsprogramm neugestaltet und 2015 der Bevölkerung als „Bewegungspark Volksbadgarten“ übergeben. Das Badehaus bekam einen modernen Ergänzungsbau und ist heute eine Kita. Im Parkgelände erzählen alte Maschinen und Fotos in alten Fenstern und Türen von früher. Steine, Wasserspiele und Fitnessgeräte lassen uns erholen.

Das enorme Ansteigen der Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts veranlasste damals die Stadtgemeinde aus Mitteln der Dr.-Krenkel- und der Johann-Meyer-Stiftung an der Klinge- und der Dölzschener Straße sehr interessante Wohnanlagen für besonders arme und kinderreiche Familien bauen zu lassen und auch günstig zu vermieten. Die Häuser sind dreigeschossig und die Wohnungen unterschiedlich groß. Sie bestehen aus Stube, 1-2 Kammern, Wohnküche und WC. Teilweise haben sie auch einen Balkon. In den Wohnanlagen gibt vier Waschküchen, einen Mangelraum, fünf Baderäume und einen Gartenbereich. Die Entwürfe dafür stammen von Hans Erlwein.

Auch die kleine Wohnanlage für Beamte der Städtischen Straßenbahn (Bünaustraße Nr.4b-8b) wurde 1912 nach seinen Plänen errichtet. 1999 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung dieser. Eine dann im Eingangsbereich aufgestellte Stele trägt folgende Inschrift: »Ehre das überlieferte Alte und schaffe Neues aus Ihm. Hans Jakob Erlwein, Stadtbaurat in Dresden 1905–1914.« 

Für den Text wurden teilweise Angaben aus folgender Quelle genutzt: http://www.dresdner-stadtteile.de/Sudwest/Lobtau/Strassen_Lobtau/strassen_lobtau.html Aufruf am 26.02.2018

Das Löbtauer Geschichtsblättchen Online: Die Mitglieder der Arbeitsgruppe Löbtauer Geschichte möchten auch über das Festjahr des 950. Jubiläums von Löbtau hinaus in loser Folge jeden Monat auf der Website der Löbtauer Runde einen Ausschnitt der Geschichte des Stadtteils näher beleuchten. Wir hoffen, allen Löbtauern und natürlich auch anderen Interessierten Bekanntes mit weniger Bekanntem zu verknüpfen und die Geschichte von Löbtau erlebbarer zu machen. Bei diesem Vorhaben werden wir von Menschen sowohl aus dem Stadtteil als auch von außerhalb unterstützt und können uns dabei auch auf erfreulich viel gesammeltes Material zurückgreifen. Die monatlich betrachteten Themen folgen keiner chronologischen Reihenfolge und stellen eine Ergänzung zum 2018 erschienenen Stadtteilheft dar.

Zu den weiteren Ausgaben des Löbtauer Geschichtsblättchen Online bitte hier entlang: http://xn--lbtop-jua.de/loebtauer-geschichtsblaettchen-online/

Hinweis: Die Ausgaben des Löbtauer Geschichtsblättchen Online im Januar – März 2020 sind Teil unseres Projekts „Löbtau und die Weißeritz im Jahr der Industriekultur: Stadtteildokumentation & Stadtteilgeschichte“ und werden vom Stadtbezirksamt Cotta gefördert.