Terminhinweis: Vortrag zum Weißeritzmühlgraben am 20. März

Am Freitag, den 20. März 2020 um 19 Uhr freuen wir uns auf den Vortrag von Herrn Wolfgang Müller zum Weißeritzmühlgraben – natürlich im Stadtteilladen „Löbtop“. Die Teilnahme ist kostenfrei.

Der Dresdner Weißeritzmühlgraben

Eigentlich gibt es ihn gar nicht mehr, diesen uralten Mühlenweg, der einstmals aus unserer Stadt hinaus zur Weißeritz, später in das kleine Dorf Plauen führte. Und doch finden wir noch heute einen Hinweis darauf. Ein blaues Straßenschild am Fuße der Nossener Brücke weist uns mit seiner Aufschrift „Am Weißeritzmühlgraben“ unmissverständlich auf jenen Mühlenweg hin.

Dort, wo sich heute in Dresden Löbtau ein Zugang zum „Stadtpark Pulvermühle“ befindet, standen einstdie Gebäude der kurfürstlichen Pulvermühle, etwas weiter flussaufwärts die kurfürstliche Spiegelschleife und noch vor dem alten Dorf Plauen die Walkmühle der Dresdner Tuchmacherinnung.

Die „Pulvermühle“ an der Weißeritz im 19. Jahrhundert

Damit die notwendige Antriebsenergie für diese und viele weitere Mühlen ständig zur Verfügung stehen konnte, gab die Weißeritz das ganze Jahr über zumeist ihre gesamte Wassermenge an die Räder, später Wasserturbinen in einen künstlich geschaffenen Kanal; – den Weißeritzmühlgraben ab.
Das schien auch nötig, denn die so gewonnene Kraft war damals die einzige, effektiv zur Verfügung stehende Energiequelle ihrer Zeit. Dieser kraftvolle Mühlbach diente mindestens über fünfhundert Jahre auf seinem ca. 4 km langen Lauf bis zur Elbe als Antriebskraft für handwerkliche, manufakturelle und später auch industrielle Unternehmen der verschiedensten Art.

Hier entstanden nachweislich ab dem 15. Jahrhundert neben den für die menschliche Ernährung so wichtigen Getreidemahlmühlen auch ein Hammerwerk zum Bearbeiten von Eisen-, Kupfer- und Silber, eine Schleif- und Poliermühle zur Herstellung von Edelsteinen, später Spiegelgas und zwei überaus bedeutende Anlagen wie die Pulvermühle und das Kanonenbohrwerk.

Aber auch eine Papiermühle, sowie eine Schmelz-, Walk-, Tabak-, Gewürz- und Nudelmühle haben an diesem Mühlbach gestanden.
Die Kraft des Weißeritzwassers schien bei all dieser Arbeit aber längst noch nicht erschöpft. Über 300 Jahre lang trug es auf seinem Rücken im Frühjahr und im Herbst das aus den erzgebirgischen Wäldern geflößte Bau- und Brennholz durch den Mühl- und Floßgraben zum alten Floßhof auf Löbtauer Flur.

Damit aber noch nicht genug. Es diente auch den Gerbern und Kuttlern (Fleischer) für ihre Existenz,die aus diesem Grunde ebenfalls am Mühlgraben sesshaft wurden.

Der Vortrag ist Teil unseres Projekts „Löbtau und die Weißeritz im Jahr der Industriekultur: Stadtteildokumentation & Stadtteilgeschichte“ und wird vom Stadtbezirksamt Cotta gefördert.

Wasserfall der Pulvermühle

Begleittext: Wolfgang Müller

Bildnachweis: Die Löbtauer Pulvermühle im 19. Jahrhundert, Blick aus heutiger Richtung Fabrikstraße/Nossener Brücke, links die noch zum Teil vorhandene Einschlussmauer, anschl. Einwiegehaus, Brückentor, Herren- und Kohlhaus, dahinter rechts das Arbeiterwohnhaus mit Eingang bzw. Zufahrt vom damaligen Zellischen Weg her, vor den Gebäuden der Mühlbach und der Weg „Am Weißeritzmühlgraben“ nach links Richtung Plauen, undatiertes Aquarell aus den Städt. Sammlungen Freital auf Schloss Burgk, Künstler unbekannt, 1934 als „Antiquität“ angekauft

Das 1937 von der Kanalgassse aus aufgenommene Foto zeigt den Mühlgraben mit geöffneter Wehranlage (Durchflussmenge ca. 3000 l/s.) flussaufwärts in Richtung Annenkirche, links die Hofmühle, rechts die Bäckermühle. In der Erdgeschossmauer der Hofmühle sind frühere Umbauten mit zugesetzten Wellenöffnungen für Mühlräder ablesbar sowie Konsolsteine, auf denen das hölzerne Zulaufgerinne lagerte. Bei der Bäckermühle sind ebenfalls Konsolsteine zu erkennen sowie später eingefügte Eisenträger, die zur Turbine führten, Quelle: Stadtplanungsamt Dresden/Bildstelle.