Löbtauer Geschichtsblättchen Online / Juli-Ausgabe „Es war einmal ein Weg über die Weißeritz – Tor zu Löbtau“

Löbtauer Geschichtsblättchen Online

herausgegeben von der Arbeitsgruppe Löbtauer Geschichte aus Anlass des 950. Stadtteiljubiläums 2018

Juliausgabe

Autoren: Marlis Goethe, Sonja Schmidt

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Es war einmal ein Weg über die Weißeritz – Tor zu Löbtau

Eine Materialzusammenstellung auch unter Verwendung von www.dresdner-stadtteile.de

  • Der älteste Übergang über die Weißeritz hier in Dresden überhaupt.
  • Furt bzw. Holzbrücke, die regelmäßig bei Hochwasser zerstört wurde.
  • Mitte des 12.Jhd. wurde der Weg als Transport- und Postweg immer bedeutsamer

vom Kloster Altzella zum Klosterhof Leubnitz und Silbertrasse   Freiberg – Wilsdruff – Dresden.

Karte K. Scheiblich, Von alten Wegen rings um Dresden, Heinrich Verlag Dresden,1930
Karte K. Scheiblich, Von alten Wegen rings um Dresden, Heinrich Verlag Dresden,1930

 

 Im 16.Jhd

Anfang 18.Jhd

 

1704

 

 

 

1728

1781

Umbau der Brücke, sie bekam steinerne Pfeiler.

Ausbau der Wegenetze in Sachsen.

 

Neubau der Brücke als komplett steinerne Brücke, war ca. 5.60 m breit.

Als Besonderheit wurde im Brückenkörper eine Wasserleitung unter-gebracht, welche als “Gorbitzer Röhrfahrt” von Gorbitz bis zum Dresdner Schloss führte.

Teilregulierung der Weißeritz durch Oberlandbaumeister Pöppelmann

Straßenbaumandat – Reform des sächsischen Straßenbauwesens

 

 1781 

 

26.3.1811

10.7.1811

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1811

    

Einnehmerhaus im Sächsischen Meilenblatt, Dresdner Exemplar, Blatt 309 verzeichnet   

 

Anordnung der Chaussierung der heutigen Kesselsdorfer Straße

Der Geheimen Finanzkanzlei wurde gemeldet, dass 2057 achtellige

Ruten (=9,326 km) fertiggestellt waren. Die Gesamtkosten betrugen

17856 thlr 19gr.

Um diese Kosten wieder hereinzubringen, soll Chausseegeld erhoben werden. Für die Errichtung eines Chausseehauses wird der Platz an der Löbtauer Brücke als der „schicklichste“ bezeichnet, weil hier die Einnahme nur auf einem bedeutenden Umweg umfahren werden kann“. Außerdem kreuzen sich hier zwei Straßen, die Freibergische Landstraße und die Kohlenstraße (die heutige Tharandter Straße).1         

 

Die heutige Kesselsdorfer Straße wurde dann ab 1811 Freyberger Chaussee, ab 1871 Wilsdruffer Straße und ab 1904 Kesselsdorfer Straße genannt.

 

Neubau des Chausseehaus Architekt G. F. Thormeyer (1775-1842)

 

Die Löbtauer Weißeritzbrücke mit dem Chausseehaus im Jahre 1851            Das Löbtauer Chausseehaus (Gartenansicht).

H.G.Willige, Dorf Löbtau,S.41
H.G.Willige, Dorf Löbtau,S.41

Im Hintergrund die Pappeln an der Tharandter Straße

 

 

1812

 

 

 

 

1837

 

 

 

 

 

1862

 

1864

1875

1875   

 

 

13.12.1885

 

 

 

 

um 1890

 

 

1898/99…

 

 

 

 

 

 

 

 

1.4.1888

 

 

 

1897

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1912

  

 

ab Mitte März zogen Truppen der Großen Armee Napoleons auf der

neu chaussierten Straße nach Osten. Anhaltende Nässe und der starke

Artillerietrain machten vielfache Ausbesserungen und eine Verstärkung

der Kiesdecke notwendig. Erneute Kostenentstanden, der König war

ungehalten.2

Bau der heutigen Brücke, die zunächst Chausseehausbrücke genannt wurde, bevor sie 1902 den Namen Bismarckbrücke erhielt.

1916 wurde an der Brücke eine Büste des “Eisernen Kanzlers” angebracht, die jedoch nach 1945 verschwand und erst 1998 durch eine Relieftafel aus der Kunstgießerei Lauchhammer ersetzt wurde.

 

Einführung der Gewerbefreiheit in Sachsen

 

Erster Löbtauer Bauplan vom Ratsgeometer Lehmann

Bebauungsplan zum Holzhof von K. A. Canzler

Bebauungsplan für die Erweiterung von Löbtau vom Geometer Emil Ueberall

 

die Chausseegeldeinnahme wird geschlossen. Nach der Einziehung wird das Grundstück dann auch verkauft.

 

 

 

Löbtau war mit 12908 Einwohnern eine der größten Gemeinden in Sachsen. Durch den rasanten industriellen Aufschwung finanziell recht gut gestellt, kann Löbtau sich eine Menge leisten und die Gemeinde wollte das natürlich auch zeigen:                         

Bau des Rathauses, des Luisenhauses, auch repräsentative Schulbauten, Parkanlagen und ebenso Prachtbauten der Unternehmer und Gewerbetreibenden entlang der Kesselsdorfer Straße …

 

 

Der Gastwirt Wilhelm Gustav Fröde erwarb das Grundstück des ehemaligen Chausseehauses.

er eröffnete dort im Erdgeschoß des neuen repräsentativen Wohn- und Geschäftshauses das “Restaurant zum alten Chausseehaus”.

Es musste sich gelohnt haben….  W.G. Fröde kaufte letztlich das angrenzende Grundstück. So konnte entlang der Tharandter Straße ein Hotelneubau errichtet werden. Mit dem späteren Namen

 

“Drei-Kaiser-Hof”.

 

So sollte an das “Dreikaiserjahr” 1888 erinnert werden, in welchem gleich drei deutsche Kaiser regierten: Wilhelm I., Friedrich III. und Wilhelm II.  Diese Namensgebung war naheliegender als die manchmal auch formulierte Deutung zur Erinnerung an das „Dreikaiser-treffen“ von Deutschland, Österreich und Rußland im Schloss Schönbrunn 1873

.

Am 27. Dezember 1902 fanden hier sogar die “Einverleibungs-Festlichkeiten” aus Anlass der bevorstehenden Eingemeindung Löbtaus nach Dresden statt.

 

 

 

 

ab 1914

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1926

 

 

 

1945

 

der Inhaber Zacharias Johannes Fröde erweiterte den Drei-Kaiser-Hof,

bzw. ab 1921 ließ er ein Kino mit 1000 Plätzen einrichten. Es war immer

eine angesagte Adresse für Familienfeiern, Jubiläen und Bälle.

 

Das Familiengrab Fröde befindet sich heute auf den Neuen Annenfriedhof, (ehemaliger Naußlitz-Löbtauer Friedhof)

 

führte Friedrich Richter als Pächter den Gaststättenbetrieb weiter.                      Auch das Kino erhielt nach einem Umbau mit Willy Schulze einen neuen      Betreiber. Bis 1945 war es bekannt unter dem Namen “Drei-Kaiser-Hof-    Tageslicht-Spiele”.

bei den Luftangriffen vor allem im April gab es auch in diesen Bereich der Kesselsdorfer Straße große Zerstörungen. Vom Drei-Kaiser-Hof blieben               nur der Hoteleingang und Reste des Erdgeschosses stehen. Darin wurde

kurze Zeit später ein kleiner Bierausschank eingerichtet, im Volksmund                 die “Huschhalle“ genannt.

 

1970                 wurde diese dann geschlossen.

Die heutige „Huschhalle“ war als „Imbiss am Dreikaiserhof“ auch mal eine

große Straßenbahnhaltestelle. Ihr Vordach tragen Säulen aus dem

Bauschutt vom zerstörten Löbtauer Rathaus.

 Teils abgezäunt, notdürftig beräumt war

die Ecke Kesselsdorfer/ Tharandter

Straße lange Zeit eine verwilderte

Freifläche, aber immer gab es quer

einen Abkürzungsweg.

Weiter oben bis zur Gröbelstraße hin standen 2 Baracken für Lebensmittel und Möbel / Rundfunk und zeitweise war es der Standort des HO-Möbel-hauses “Das schöne Heim” (Möbelhaus West).

1975

28.6.1996       Letzteres wurde durch

einen Großbrand zerstört.

 

2000              gab es dort diesen Imbiss.

 

 

 

 

Die Gegenseite, also die Kesselsdorfer Straße 2-6, blieb im Zustand von 1945 bis Ende der

90iger Jahre fast unberührt. Erst mit den Brückenbaumaßnahmen und der geplanten

Hochstraße gab es auch hier Ideen.

An der Lübecker/ Löbtauer Straße sah es 2016 noch wie im folgenden Foto aus. Heute ist

die Fläche frei geräumt und soll ein Hotel(?) werden…

 

                      Kesselsdorfer Straße Nr. 2-6

                          … noch teils große Bäume, 2 Wohnhäuser aus dem 19.Jhd. mit einem

Taschen-, Tabak/Spirituosen- oder Keramikladen … und das 1945

teilzerstörte Gebäude der Likörfabrik Max Herzog…

1996                 Abbruch der Häuser und Bau-Informationstafel für ein Einkaufszentrum

 

1998                eröffnet dann Dresdens größter Gaststättenkomplex „Festival No.1“.

2 Restaurants mit Terrasse, Café mit Wintergarten, 2 Bars, Weinkeller,

Spielkasino und 4 Kegelbahnen. Aber die Gäste strömten nicht wie geplant.  2000                die Betreiber änderten das Konzept, mehr Läden sollten es nun sein.

Der dann auch neue Name „Drei-Kaiser-Hof“ irritiert so manchen Löbtauer bis heute. Einfach enttäuschend.

Ein Haus mit viel Raum und Möglichkeiten ist heute doch fast mehr ein Gesundheitshaus.

Löbtau-Center Quelle M.Goethe
Löbtau-Center Quelle M.Goethe

 

2013-15            erfolgte anschließend an den neuen Drei-Kaiser-Hof bis zur Ecke

Gröbelstraße hin der Bau eines weiteren Wohn- und Geschäftshauses.

2008              Bebauung der Fläche des ehemaligen Drei-Kaiser-Hofes . . .

Es geschah aber nicht wie damals als Restaurant – Saal – Hotel, sondern als Einkaufszentrum, genannt Löbtau-Passage. Im Juni 2009 fertig, kann man beim Durchqueren der Erdgeschosszone von der Tharandter zur Kesselsdorfer Straße. oder umgekehrt gelangen. Es gibt innen und straßenseitig zahlreiche Verkaufseinrichtungen. In den zwei Geschossen darüber befinden sich 2 Parkdecks mit insgesamt 350 möglichen Parkflächen, erreichbar durch eine Rolltreppe und Fahrstuhl. Das oberste Parkdeck ist eigentlich immer ungenutzt …

Beim Bau der Löbtau- Passage wurde auch der Mustersaal der ehemaligen Lampenfabrik Seifert auf der Gröbelstraße rekonstruiert. Hier hatte 1906 die erste öffentliche Ausstellung der “Brücke”-Künstler stattgefunden. Dieses nun neue Gebäude wäre ein tolles Ortteilszentrum geworden… ist aber heute ein Allgemeinmedizinisches Zentrum.   

Brückenbaumaßnahmen an der Löbtauer/Tharandter Straße

1965

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1994/ 95

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1998

 

 

 

 

 

 

 

2002

 

 

vorbereitend für den Bau der Nossener Brücke

 

Unmittelbar neben der alten historischen Brücke, über die auch weiterhin die Straßenbahngleise verlaufen, wurde eine neue Stahlbetonbrücke angesetzt –36,7 m lang und ca. 12 m breit. Diese wird dann nur vom Autoverkehr genutzt.

 

Die Sanierung der heute offiziell immer noch unbenannten historischen    Brücke wurde abgeschlossen. Die 3 Daten sind an der Brücke sichtbar…

 

Beim Weißeritz-Hochwasser im August wurden beide Brücken in

Mitleidenschaft gezogen, wenig später jedoch repariert.

 

 

Bau der Hochstraße – Löbtauer Brücke

 

1988                  für die neue Straßen-bzw. Brückenführung musste 1988 das Eckhaus Freiberger Str.134 weichen. Ein sehr markantes Gebäude mit Turm und Steinreliefs, in dem eine Apotheke und Arztpraxen waren

1995                  noch eine beeindruckende Baustelle.

29.11.1996        offizielle Einweihung der Brücke.

Die Hochstraße hat 2 baulich getrennte Fahrbahnen mit jeweils 2 Fahrstreifen und ist 998 m lang. Nach der Fertigstellung des Bramschtunnels 2002 wurde die B 173 von der Kesselsdorfer auf die Coventry- und diese Hochstraße verlegt und ist so der neue Zubringer zur A17.

2018                  die neugestalteten Floßhofterrassen gehören zum Weißeritzgrünzug.

Es ist spannend, ob und wie die Kesselsdorfer Straße insbesondere im Bereich nahe der Tharandter Straße ein Boulevard zum Bummeln wie in früheren Zeiten wird.

Verändert und gebaut wurde schon eine Menge

2009                 geht es durch Planvorschläge der Stadt um die „Aufwertung des

Ortsteilzentrums Kesselsdorfer Straße mit Ausbau der Zentralhaltestelle“.

2013                 wird dies bestätigt, aber immer wieder und weiterhin viel diskutiert.

2018                 jetzt im Sommer finden bauvorbereitende Maßnahmen für die künftige

Verkehrsführung statt, um dann auch mit dem Bau der Zentralhaltestelle beginnen zu können.

Die Schließung der z.Z. noch offenen Baulücken zwischen Reisewitzer Straße und Bünaustraße und die Gestaltung der Kesselsdorfer Straße überhaupt sollten sehr  genau beobachtet, diskutiert und von allen dann mitgetragen werden.

Berichtigungen, Hinweise, Ergänzungen bitte an geschichte@loebtau.org

 

Weitere Informationen

H.G.Willige, Dorf Löbtau, Dresden 1937

Falland, Geschichte des Ortes Löbtau, 1896, digitalisiert von der SLUB Dresden

www.löbtau.org/institutionen/135/36/Super8-Sprengung-aerztehaus-1988

www.altesdresden.de

www.dresden.de › … › Brennpunkte › Zentralhaltestelle Kesselsdorfer Straße

 

Quellenangabe

Seite 1

Seite 2

 

 

Seite 3

Seite 4

Seite 5

Seite 6

 

 

Seite 7

Seite 8

Seite 9

 

 

 

Karte  K. Scheiblich, Von alten Wegen rings um Dresden, Heinrich Verlag Dresden,1930

1   H.G.Willige, Dorf Löbtau,S.41

2     H.G.Willige, Dorf Löbtau,S.44

2 Bilder aus H.G.Willige, Dorf Löbtau,S.42,43

Postkarte von 1912, Archiv F.Fritzsche

3 Anzeigen, Archiv F.Fritzsche // Foto Mitte, M.Goethe // Foto Unten, Archiv F.Fritzsche

Foto 1-4,  Archiv F.Fritzsche // Foto Unten, M.Goethe

Foto1, P .Bartels // Foto2, M.Goethe

Textquelle – H. Ruhnau, Vom Gastronomietempel zum Gesundheitshaus,                                     Sächs. Zeitung vom 15.5.2003

Foto1-4, M.Goethe

Foto Oben, Archiv F.Fritzsche  // Foto Mitte, P.Bartels // Fotos Unten, M.Goethe

Foto 1-2, P.Bartels // Foto3-5, M.Goethe