Löbtauer Geschichtsblättchen Online – Februarausgabe

Löbtauer Geschichtsblättchen Online

herausgegeben von der Arbeitsgruppe Löbtauer Geschichte aus Anlass des 950. Stadtteiljubiläums

Februarausgabe

Text und Fotos: Marlis Goethe

Von Türen und Häusern: Unterwegs in den heutigen Straßen von Löbtau mit überraschenden Ansichten.

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Wir beginnen in Altlöbtau. Hier liegen heute Historisches, Zerfallenes, gut Rekonstruiertes, unpassende Lückenbebauung sowie eine moderne Wohnanlage rund um den ehemaligen Dorfplatz nebeneinander. Dieser Platz ist eine grüne Insel mit Bänken und zwei Spielbereichen.

Auf der nördlichen Seite sind teils noch die typischen Giebelhäuser der ehemaligen Bauernhöfe zu erkennen. Die Hausnummern 4 und 18 sind wegen der großen Tore besonders bemerkenswert.

Unser Weg führt die Lübecker Straße hoch zum Lerchenberg auf 132 m über dem Meeresspiegel. Dort angekommen, haben wir einen sehr schönen Blick in Richtung Friedrich-stadt und Stadtzentrum. Diesen strategischen Punkt kannten 1759 bis 1763 und 1809 schon die Österreicher und später auch Napoleon. Das Ostra-Vorwerk, die Elbe und das Weißeritzufer mit der damaligen wichtigen Steinbrücke hatte man so unter Kontrolle.

Die hier um 1900 entstandenen Häuser verraten viel Individualität. Am Lerchenberg 22

gibt es z.B. in jeder Etage verschiedene Fensterformen. Die Nr. 25 war das ehemalige Restaurant „Am Lerchenberg“, gleich am Eckeingang ist das Angebot noch heute lesbar. Also einfach mal schauen.

Am Anfang der Braunsdorfer Straße erzählen Fresken an zwei moderneren Mehrfamilienhäusern von Fürsorge, Hilfsbereitschaft sowie Fleiß, Ordnung und Arbeitseifer.

An der nächsten Straßenkreuzung, so wie auch an anderen ähnlichen Orten in Löbtau, erkennen wir leider, dass die ehemals typische Eckbebauung mit kleinen Ladengeschäften und „Dachkronen“ schon verändert wurde.

Wenn wir jetzt die Burgkstraße abwärts nach Altlöbtau und danach wieder auf der anderen Seite zurücklaufen, sehen wir, dass keine der Haustüren der anderen gleicht. Größe, Schmuck in Holz und Stein, Farbe – Jede ist anders.

In der Braunsdorfer Straße ist die Hausnummer 13 bemerkenswert. Es handelt sich dabei um das Luisenhaus. Ein sehr repräsentativer Bau von 1898. Damals Krankenhaus und Damenstift, nach 1945 Verwaltungsgebäude, dann lange Zeit Poliklinik, ab den 1990iger Jahren Ärztehaus und Rettungswache und schließlich Gesundheitsamt.

Über dem Eingangsbereich ist übrigens das Löbtauer Gemeindesiegel erkennbar.

Wir queren nun die Rudolf-Renner-Straße und sehen sehr beindruckende große und mit viel Dekor gestaltete Häuser der damaligen Friedrich-August-Straße, später Kronprinzenstraße. Das Eckgebäude mit der Hausmummer 34 fällt dabei mit großem Blumendekor, Balkonen und einem Monogramm auf.

Rund um den heutigen Conertplatz gibt es sehr schöne, wieder sehr verschieden gestaltete eintürige Hauseingänge. In den 1980iger Jahren wurde die Bebauung durch DDR-Anbauten und 2009 auf dem ehemaligen Tennisplatz mit dem als „Court Conert“ bezeichneten Gebäudekomplex, bestehend aus Ein- und Mehrfamilienhäusern sowie einem Generationenwohnhaus, ergänzt.

Der Conertplatz selbst wurde 1993 nach historischem Vorbild teils rekonstruiert. Der Ort der ehemaligen Brunnenanlage wird heute durch Bepflanzung in Form eines stilisierten Blattes dargestellt.

Im folgenden Gebiet Löbtaus gibt es viel Hausfarbe.

Das grüne Eckhaus in der Malterstraße 22 zeigt einen versteckten, interessanten Eingangsbereich, grünen Holzbalkone, und besondere Dekore an der Hauswand und bei der Gestaltung des Dachsimses.

In der Stollestraße, schräg gegenüber, sehen wir einen auffallend großen Schulbau. Er wurde bereits 1902 von der der Gemeinde Löbtau gebaut. Deshalb ziert auch hier das damalige Gemeindesiegel – Herz mit drei Blumen – noch heute den oberen Teil der schweren Holztür mit dem ehemaligen Jungen-Eingang in der Stollestraße und dem früheren Mädchen-Eingang in der Emil-Ueberall-Straße.

In der nächsten Querstraße – der Emil-Ueberall-Straße – gibt es sehr schöne Beispiele für die Löbtau prägenden alten und auch neueren Kaffeemühlen-Häuser. Im Volksmund das  „Isis-Haus“ oder „Brunnenhaus“ hat auch tatsächlich 2 Brunnen.

Auch die Gestaltung der Häuser an der Kreuzung Malterstraße mit „Läden“ und Dach-Ecktürmen sind wieder typisch.

Schließlich müssen wir bei unserem Rundgang die Kesselsdorfer Straße überqueren. Im Bereich der Gohliser- und Wernerstraße verrät die noch historische Häuserzeile mit der in diesem Jahr seit 110 Jahre bestehenden „Konditorei Müller“ etwas von der ehemaligen Pracht-und Einkaufsstraße.

In Löbtau-Süd sind besonders der Schillingplatz und Bonhoefferplatz bezüglich ihrer Gestaltung und der sehr geschlossenen Bebauung mit viergeschossigen Wohn-und Geschäftshäusern beeindruckend. Auffallend ist das Wechselspiel von meist rotem Klinker mit Sandstein, Dekor an Wänden und Dach, sowie der Fenstereinfassung. Die Häuser sind so sehr prächtig und die Türen erscheinen größer.

Sehr beliebt ist der 1994 neugestaltete ca. 2,4 Hektar große Bonhoeffer-Platz. Eine wirklich schöne grüne Insel, obwohl sie ja eigentlich von der verkehrsreichen Reisewitzer Straße zerschnitten wird.

Wir biegen in die Leumerstraße ab und gelangen so zum Badweg und damit zum ehemaligen Volksksbad. 1902 als Wannen- und Brausebad zur Körpererziehung und als Reinigungsbad errichtet, wurde es sogar bis Mitte der 90iger Jahre genutzt. Danach ist es immer mehr verfallen, wie nebenan auch die ehemalige Maschinenfabrik Simon. Diese unansehnliche Brache wurde im Rahmen des städtebaulichen Sanierungsprogramms neugestaltet und 2015 der Bevölkerung als „Bewegungspark Volksbadgarten“ übergeben. Das Badehaus bekam einen modernen Ergänzungsbau und ist heute eine Kita. Im Parkgelände erzählen alte Maschinen und in alten Fenstern bzw. Türen versteckte Fotos von früher. Viel Grün, Wasserspiele und Fitnessgeräte lassen uns heute erholen.

Das enorme Ansteigen der Bevölkerung zu Beginn des 20. Jahrhunderts veranlasste damals die Stadtgemeinde aus Mitteln der Dr.-Krenkel- und der Johann-Meyer-Stiftung an der Klinge- und der Dölzschener Straße sehr interessante Wohnanlagen für besonders arme und kinderreiche Familien bauen zu lassen und auch günstig zu vermieten.

Die Häuser sind dreigeschossig und die Wohnungen unterschiedlich groß. Sie bestehen aus Stube, 1-2 Kammern, Wohnküche und WC.Teilweise haben sie auch einen Balkon. In den Wohnanlagen gibt vier Waschküchen, einen Mangelraum, fünf Baderäume und einen Gartenbereich. Die Entwürfe dafür stammen von Hans Erlwein.

Auch die kleine Wohnanlage für Beamte der Städtischen Straßenbahn  (Bünaustraße Nr.4b-8b ) wurde 1912 nach seinen Plänen errichtet.

1999 erfolgte eine denkmalgerechte Sanierung dieser. Eine dann im Eingangsbereich aufgestellte Stele trägt folgende Inschrift:

»Ehre das überlieferte Alte und schaffe Neues aus Ihm. Hans Jakob Erlwein, Stadtbaurat in Dresden 1905–1914.«

 

 

 

Für den Text wurden teilweise Angaben aus folgender Quelle genutzt:

http://www.dresdner-stadtteile.de/Sudwest/Lobtau/Strassen_Lobtau/strassen_lobtau.html

Aufruf am 26.02.2018