Löbtauer Gedanken / Kultur: Alle

GASTBEITRAG

von Felix Liebig

Dresden ist mitten in Europa und möchte Kulturhauptstadt 2025 werden. Löbtau ist einer der ältesten Stadtteile der selbsternannten Zukunftsstadt. Alle reden über Kultur, über Zukunft, über Identität. Aber was ist das eigentlich: Kultur? Eine kurze, persönliche Umschau im Positiv und Negativ. 

        Form

Löbtau hat für mich ein Rückgrat, eine Hauptschlagader: die Kesselsdorfer Straße, auch „Kellei“. Und es hat zwei Flügel: Löbtau-Nord und Löbtau-Süd. Der Stadtteil ist also aus der Luft betrachtet sowas wie ein Schmetterling. Total schön. Fliegen kann er nicht; aber er hat eine wiedererkennbare Form und Struktur. Nicht nur wegen der „Kaffeemühlen“. Es fehlt: Ein Zentrum für Alle

        Raum

In Löbtau entdecke ich kaum unsanierte Bauten. Wohnungen – erlebe auch ich – sind schwer zu kriegen. Den Menschen gefällt es hier und sie bleiben. Das ist gut! Einzig Läden stehen leer. Die sind aus komplexen Gründen schwer zu ergattern, um darin mal eben was „Kreatives“ zu machen. Auf der „Kellei“ ist auch vor den Läden wenig Platz und Gestaltung für „Savoir vivre“. Oft werden schon tagsüber die Bürgersteine hochgeklappt. Im Dunkeln ist gut Munkeln. Es fehlt: Eine Straße mit Charme!

Mensch

Gehe ich von der Bismarckbrücke hinauf zum Alten Straßenbahnhof und wieder zurück, treffe ich jede Menge Menschen. Sie alle schaffen sich Räume und Aktionsformen, gestalten ihre Lebenswelt mehr oder weniger stark, mehr oder minder freiwillig. Das sehe ich: Stehbierhallen und Autohändler, Übergangswohnheime und Hinterhöfe, Etagenwohnungen und Eigenheime, Altbauten und Platten, Sportplätze und Schrebergärten – für jeden was. Es fehlt: Ein verbindender Gemeinsinn.

Geld

Es gibt Nobelkarossen in Löbtau und zumindest finanziell potente Menschen zeigen mir die ungefragt vor. Aber darum geht es nicht. Die Löbtauer ganz allgemein kommen klar. Sie haben genug, aber nicht zu viel. Ich auch. So ähnlich agieren die vielen Kulturinitiativen mit Mitteln aus kommunalen, bundesweiten oder privaten Stiftungen. Denn Gestalten kostet. Und manche Gestalten wollen lieber Verwalten, als was ändern und tun sich schwer mit Unkonventionellem. Es fehlt: echtes Bürgerkapital.

Ton

Der Ton macht die Musik. Abgesehen von uniformen Events der Globalkultur und – nicht wenigen! – rühmlichen Ausnahmen der Lokalkultur, höre ich viel Geschnotter und Gezeter auf der Straße. Meinung! Da sehen viele keine Zukunft, müssen ihre Sorgen rauslassen, wissen nicht, wohin damit. Es ist leichter, Böse zu gucken, als die Lachmuskeln anzustrengen. Es fehlt: Spürbare Freiheit. Nicht nur in Löbtau, sondern im ganzen Leben. Löbtau sollte Kulturhauptstadtteil von Dresden werden.

 

Die Löbtauer Gedanken

In den „Löbtauer Gedanken“ melden sich Bürgerinnen und Bürger zu aktuellen gesellschaftspolitischen, sozialen und kulturellen Themen zu Wort. Die Mitglieder des Löbtop e.V. machen sich die Meinungsäußerungen in den „Löbtauer Gedanken“ nicht zu eigen und stimmen mit diesen auch nicht zwingend überein. Wir behalten uns die Veröffentlichungen der Einsendungen auf unserem Web-Auftritt und/oder unserem Facebook-Auftritt vor. Bitte schickt Eure namentlich gekennzeichneten Beiträge an vorstand@loebtop.de“

Beitragsbild: CC BY 3.0 de: WikiAnika Dresden: Kesselsdorfer Straße Ecke Wernerstraße

Ein Kommentar

  1. Ronny sagt:

    Hallo Löbtop ich besuche meine 5 monate alte tochter immer am we in dresden und suche eine räumlichkeit wo ich mich für 1 2 stunden in der kalten Jahreszeit mit ihr aufhalten kann. Leider gibt es sowas in dresden am we noch nicht. Nur in familienberatungsstellen von montag bis freitag. Da ich aber arbeite bbleibt mir nur samstag oder sonntag. So geht es vielen getrennten familien. Könnten sie sich vorstellen so einen raum zur verfügung zu stellen? ich bin gerade daran ein konzept dafür zu erstellen da das ja auch eine finanzielle sache ist. Ich würde daher gern mal mit ihnen telefonieren wenn das möglich ist. Ich würde mich sehr freuen auf eine antwort. Liebe grüße aus LEIPZIG

Kommentare sind geschlossen.